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Raul Krauthausen: „Rollstuhl bedeutet Freiheit – ohne wären wir gefesselt.“ | |
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Charmant, frech, humorvoll - Impulsvortrag des Berliner Aktivisten Raul Krauthausen
Ludwigsburg, 20. April 2016 – „Inklusion stellt die Machtfrage. Lasst uns auf legalem Wege die Macht erobern!“ Wortgewaltig und humorvoll wirbt Aktivist Raul Krauthausen, Gründer der Berliner Sozialhelden, Träger des Bundesverdienstkreuzes für ein selbstverständliches Miteinander von Menschen mit Behinderung. Es ist seine Vision des „disability mainstreaming“, die Gleichstellung der Menschen mit Behinderungen auf allen Ebenen der Gesellschaft. Gespannt verfolgten rund 100 Gäste den vom Verein „Selbstbestimmt Leben im Landkreis Ludwigsburg“ organisierten Themenabend „Es liegt in unserer Hand“ im Staatsarchiv Ludwigsburg. Die Aktionen der Berliner Sozialhelden – bunt, charmant, frechWie können sich Menschen mit Behinderungen Gehör schaffen für ihre Anliegen? Für den studierten Werbe- und Kommunikationsfachmann Raul Krauthausen ist die Antwort einfach: „einfach charmant und ein bisschen frecher sein, vielleicht auch ein bisschen respektloser.“ Im nächsten Atemzug erklärt seinen Zuhörern, was er damit meint. „Demos am Brandenburger Tor – das interessiert niemand mehr, da gibt es zehn am Tag. Und außerdem ist das ein riesiger organisatorischer Aufwand.“ Als er mit Freunden und Kollegen im kleinen Kreis darüber nachdachte, wie man mit kleinem Budget Botschaften werbewirksam verbreiten könnte, entstand die Idee für die Aktion „Gutschein zum gut sein“. Die Idee kam so gut an, dass man noch frecher, bunter und mutiger wurde. Oder die Sache mit der Suche nach Assistenzkräften. So entstand die Aktion „Die Suche nach dem Super-Zivi“ in Anlehnung an einer Fernsehsendung. Soziales Handeln sollte Spaß machen und müsse frei sein vom permanent schlechten Gewissen. So gründete Krauthausen zusammen mit Freunden und Kollegen die „Sozialhelden“. Gemeinsam entwickelten die Kreativen das nächste Projekt „Pfandtastisch helfen“. Pfandbons werden gesammelt und der Erlös kommt den Berliner Tafeln zu Gute. Die Internetplatform „wheelmap“ entstand aus dem Wunsch „Nachbarschaft erkunden zu können.“ Und beim Nachdenken, wie man Ladengeschäfte und Gaststätten bewegen könnte, mobile Rampen zu kaufen, entstand die Idee der „wheel-ramp“. Diese mobile Rampe ist kostengünstig, „weil sie offiziell eine Motorradrampe und keine Rollstuhlrampe ist“, lüftet Krauthausen schmunzelnd das Geheimnis. „Offiziell ist ja niemand gegen Rollstuhlfahrer. Jetzt gibt es keine Ausreden mehr. Wir präsentieren eine kostengünstige Lösung.“ Engagement für mehr Inklusion macht Krauthausen Spaß, das sieht man ihm an. „90 Prozent aller Informationen über Menschen mit Behinderungen stammen aus den Medien. Die Medien haben daher eine große Verantwortung“, sagt der ehemalige Radiomoderator Krauthausen. So entstand die Idee für die „Leidmedien“, einem Internetportal für Journalisten. Es soll endlich Schluss sein mit Sätzen wie „an den Rollstuhl gefesselt.“ „Rollstuhl bedeutet Freiheit, Unabhängigkeit – ohne wären wir gefesselt“, sagt Krauthausen. Und schon ist er beim nächsten Projekt, den „Gesellschaftsbildern“, einer Fotodatenbank mit neuen Perspektiven von Behinderung. Stolz ist er auch auf das neueste Projekt, das im Laufe des Tages erstmals online ging: „Die Andersmacher“ – eine Internetplattform, auf der Vorbilder zu sehen sind, junge Menschen mit Behinderung, die ihren Weg gefunden haben. Der Appell: „Geht Euren Weg, lebt Euren Traum!“ Krauthausen schaffte es, ein Feuerwerk der Begeisterung für das Thema „Es liegt in unserer Hand“ zu entfachen. Organisator Antonio Florio meinte daher auch, „wir lassen es uns nicht aus der Hand nehmen“ Gesprächsrunde "Es liegt in unserer Hand" - v.l.n.r. Organisator Antonio Florio, Moderator Jo Jerg, Bürgermeister Stephan Franczak
Es liegt in unserer HandIn ihrem Grußwort erinnerte Jutta Pagel-Steidl, Geschäftsführerin des Landesverbandes für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung, auf die Meilensteine, die die Eltern-Selbsthilfe in den vergangenen fünf Jahrzehnten erreichen konnte. „In den 1960er Jahren galten Kinder mit schweren Behinderungen noch als unbeschulbar. Heute ist das „Recht auf Bildung“ fest verankert.“ Viele Forderungen wie beispielsweise Barrierefreiheit seien in Gesetzen festgeschrieben. „Heute streiten wir uns über die richtige Umsetzung.“ Menschen mit Behinderungen könnten gemeinsam viel erreichen, so ihr Fazit. Wie man etwas bewegt, wo man die Kraft für das Engagement findet und was einem auch mutlos machen kann, war schließlich Thema einer abschließenden Gesprächsrunde mit Eberstadts Bürgermeister Stephan Franczak und Mitglied im Verein „Selbstbestimmt Leben im Landkreis Ludwigsburg“, Eva Herbst-Schetter (Tragwerk Ludwigsburg), Ulrike Ehlers (Sinsheim) und Moderator Prof. Jo Jerg (Evang. Hochschule Ludwigsburg). Und welchen Tipp hat Raul Krauthausen für Menschen ohne Behinderung parat, die unsicher in der Begegnung mit Menschen mit Behinderung sind? „Betrachtet Behinderung erst mal als Haarfarbe. Es ist doch bei Begegnung mit Menschen völlig egal, ob sie blonde, schwarze oder graue Haare haben. Nehmt den Menschen als Menschen wahr – und nicht als Diagnose.“ Inklusion ohne "Toilette für alle" ist undenkbar. Infostand des Landesverbandes für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung im Foyer
Wir demonstrieren - und fordern "Toiletten für alle"
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