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Auf dem Cannstatter Wasen: Autoskooter statt Rollstuhl?

   20. April 2024
 

Stuttgart, 20.04.2024 – Bis zum 12. Mai 2024 heißt es in der Werbung vollmundig „auf zum Wasen“. An 23 Festtagen erwarten die Veranstalter mehr als eine Million Gäste. Der Besuch des Frühlingsfestes sei auch für Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer möglich. Deshalb wollte das SWR Fernsehen wissen, wie barrierefrei das Frühlingsfest ist. Ein Praxistest kurz vor der Eröffnung liefert Antworten. » Zum Beitrag „Frühlingsfest bietet auch barrierefreie Angebote“ in der ARD-Mediathek [externer Link]

Das „Top in“ ist das einzige Fahrgeschäft auf dem Wasen, das einen barrierefreien Autoskooter anbietet.
Das „Top in“ ist das einzige Fahrgeschäft auf dem Wasen, das einen barrierefreien Autoskooter anbietet.

Autoskooter statt Rollstuhl? Das macht süchtig!
Das Festgelände ist noch menschenleer, als Inklusionsbotschafterin Henrieke Pfalzgraf und LVKM-Geschäftsführerin Jutta Pagel-Steidl noch vor dem offiziellen Fassanstich ihre Runden auf dem Festgelände drehen. Mit Kamera und Ton dabei ist ein Team des SWR Fernsehen. „Fast alle Feststraßen sowie sämtliche Gassen auf dem Krämermarkt sind asphaltiert und die Zugänge zu allen Zelten mit rollstuhlgeeigneten Rampen versehen“, so die Veranstalter. Passt. Doch Zelte und Krämermarkt lassen die beiden Testerinnen links liegen. Ihr erstes Ziel ist das „Top in“ mit Autoskooter. Das „Top in“ ist das einzige Fahrgeschäft, das einen barrierefreien Autoskooter mit Sicherheitsbügel und Handgas anbietet. Zwei Mitarbeiter helfen Henrieke Pfalzgraf beim Übersetzen vom Rollstuhl in den Skooter. Sie kann mit Unterstützung kurz stehen und ein paar Schritte gehen. „Anders geht es leider nicht“, so Betreiber Thomas Hahn vom „Top in“. Es gibt noch eine kurze Einweisung und schon ertönt das Startsignal. Erst zaghaft, dann immer mutiger dreht sie ihre Runden. Die Fernsehkamera ist immer dabei. In Runde 2 sind weitere Skooter auf der Bahn und schon wird alles schneller und lebendiger. Die Anspannung löst sich und der Spaß, über die Bahn zu jagen, ist sichtbar. „Das macht echt süchtig“. „Wann saßen Sie zuletzt in einem Autoskooter“, fragte die SWR Reporterin. „Da war ich etwa vier Jahre alt.“

Der Rollstuhl parkt am Rande der Bahn...
Der Rollstuhl parkt am Rande der Bahn...

...während Testerin Henrieke Pfalzgraf im barrierefrei umgebauten Autoskooter ihre Runden dreht...
...während Testerin Henrieke Pfalzgraf im barrierefrei umgebauten Autoskooter ihre Runden dreht...

Nächstes Ziel: Riesenrad
Nach dem Adrenalinkick lassen die Testerinnen es langsamer angehen. Nächstes Ziel: Riesenrad Bellevue. „Die Welt mit anderen Augen sehen“, werben die Betreiber. Ob die schöne Aussicht aus 55 m Höhe auch für Rollstuhlfahrerin Henrieke Pfalzgraf möglich ist? Ein Rampe vor dem Fahrgeschäft lässt erahnen, dass es klappen kann. „Mit E-Rollstuhl geht es leider nicht. Der Akku könnte Probleme bereiten“, bedauert die Betreiberin. Pfalzgraf ist mit einem manuellen Rollstuhl unterwegs. Erneut geht es mit der Hilfe von zwei Mitarbeitern über Rampen zu den Gondeln. Mit einem Werkzeug wird die Sitzbank in der Gondel hochgeklappt, so dass es Platz für den Rollstuhl gibt. Kameramann und Reporterin passen auch noch rein und schon dreht sich das Riesenrad weiter. Die Gondel schwebt nach oben und macht ihrem Namen alle Ehre: die Aussicht über das Neckartal ist grandios. Der Ein- und Ausstieg mit dem Rollstuhl dauert nicht länger als der der Fußgänger.

nächstes Ziel für Inklusionsbotschafterin Henrieke Pfalzgraf und LVKM-Geschäftsführerin Jutta Pagel-Steidl: das Riesenrad Bellevue...
nächstes Ziel für Inklusionsbotschafterin Henrieke Pfalzgraf und LVKM-Geschäftsführerin Jutta Pagel-Steidl: das Riesenrad Bellevue...

...über eine Rampe und mit Unterstützung durch Mitarbeiter geht es in die mit wenigen Handgriffen für Rollifahrerin Henrieke Pfalzgraf in die Gondel...
...über eine Rampe und mit Unterstützung durch Mitarbeiter geht es in die mit wenigen Handgriffen für Rollifahrerin Henrieke Pfalzgraf in die Gondel...

...aus 55 m Höhe bietet sich eine tolle Sicht auf das Neckartal...
...aus 55 m Höhe bietet sich eine tolle Sicht auf das Neckartal...

Erstmals Frühlingsfest mit einer „Toilette für alle“
Erstmals gibt es beim Frühlingsfest eine „Toilette für alle“. Sie trägt dazu bei, dass die Veranstaltung ein Stück inklusiver wird. Damit wird eine langjährige Forderung des Landesverbandes für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung (LVKM), des Körperbehinderten-Vereins Stuttgart, des Inklusionsbeirates und der Stuttgarter Behindertenbeauftragten umgesetzt. Die „Toilette für alle“ ist in einem Sanitärcontainer untergebracht und über eine Rampe barrierefrei zugänglich. Die Schiebetür lässt sich mit dem Euro-Schlüssel öffnen. Die „Toilette für alle“ befindet sich am Eingang des Frühlingsfestes in unmittelbarer Nähe zu den Rollstuhl-Parkplätzen (P 10). Das Fazit: „Daumen hoch“.

Zum Schluss des Rundgangs darf ein Blick in die »Toilette für alle« nicht fehlen. Erstmals gibt es dieses Serviceangebot beim Frühlingsfest auf dem Wasen.
Zum Schluss des Rundgangs darf ein Blick in die »Toilette für alle« nicht fehlen. Erstmals gibt es dieses Serviceangebot beim Frühlingsfest auf dem Wasen.

Ein Anfang zu mehr Teilhabe ist gemacht.“
Rund drei Stunden sind die beiden Expertinnen auf dem Frühlingsfest unterwegs. „Wenn es voll ist, ist es fast eine Qual auf dem Wasen. Als Rollifahrerin sehe ich dann nur Rücken, Rucksäcke, Bäuche und Hinterteile“, erzählt Henrieke Pfalzgraf. „Da brauche ich dann echt eine Begleitperson, die groß ist und auch mal den Weg frei machen kann zu den Buden.“ „Ein Anfang zu mehr Teilhabe ist gemacht“, lautet das Fazit von LVKM-Geschäftsführerin Jutta Pagel-Steidl. „Es gibt aber noch Luft nach oben. Weder im Flyer noch im Internet ist nachzulesen, welche Fahrgeschäfte für Rollifahrer zugänglich sind und welche Voraussetzungen erfüllt werden müssen.“ Die barrierefreien Angebote müssten vom Veranstalter besser kommuniziert werden, fordert die Verbandsvertreterin und verweist beispielhaft auf die Münchner Wiesn.


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Wandern mit dem Rollstuhl in Baden-Württemberg
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Auf eigenen Füßen stehen – Koch- und Haushalttipps für Menschen mit Behinderung
GKV - Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der gesetzlichen Krankenkassen
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Der Paritätische Wohlfahrtsverband LV Baden-Württemberg
»Windelwechsel auf dem Fußboden? Nein, danke!« - Toiletten für alle » Baden-Württemberg
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Bundesverband für Körper- und Mehrfachbehinderte e.V.